Alt Pansow

Zum ersten Mal wird der Ort Pansow 1248 als „Pansogh“ erwähnt und war ursprünglich eine westslawische Gründung (erkennbar an der Endung „-ow“, „Pan“ = „Herr“, also „Herrendorf“). Den Zusatz „Alt“ erhielt Pansow erst im Zuge des 19. Jh., da in seinem Gebiet um 1800 die Höfe Neu Pansow und Johannistal ausgebaut wurden. Alt Pansow steht seit seiner ältesten urkundlichen Erwähnung in enger Verbindung mit Dersekow. Beide gehörten zunächst zur Kirche in Gützkow, deren Einzugsbereich bis über Dersekow hinaus reichte. 1248 wurden die Dörfer dem Zisterzienserkloster Eldena übertragen, nachdem dieses schon 1219 wichtige Privilegien für Dersekow erhalten hatte. 1280 erhielt es endgültig das Kirchenpatronat, doch schon vorher wurden in Dersekow eine Kirche und in Klein Zastrow und Alt Pansow Kapellen gebaut. Die Existenz einer spätmittelalterlichen Kapelle in Pansow ist in Protokollen der Dersekower Kirchenvisitationen von 1578, 1587, 1600, 1618, 1633 und 1656 bezeugt, über ihre Gestalt und den Hintergrund ihrer Erbauung lässt sich jedoch nichts mehr sagen.

Mit dem Vollzug der Reformation 1535 gingen die Patronatsrechte für das Dersekower Kirchspiel vom Kloster Eldena auf den Wolgaster Herzog über. Erhaltungsmaßnahmen an den geistlichen Gebäuden auf dem Lande gab es kaum. Viel Kircheninventar ging verloren, vieles wurde zweckentfremdet oder funktionslos. Von dem Pansower Kapelleninventar des Mittelalters ist daher nichts erhalten.

1648 kam Pansow nach den Wirren und Schrecken des 30jährigen Krieges unter die Oberherrschaft des schwedischen Königs. Doch schon 1626 hatte Herzog Bogislaw XIV. die Schenkung des Eldenaer Amtes an die Greifswalder Universität eingeleitet. Zu den von der Universität übernommenen Rechten und Pflichten gehörte auch das Kirchenpatronat für das Dersekower Kirchspiel samt der Kapelle von Alt Pansow. Daher schlugen sich seit etwa 1650 größere Bautätigkeiten sowie das Vermögen der Kapelle in den Universitätsakten nieder. Diese lassen für 1746 eine größere Generalüberholung des Inneren und Äußeren erkennen.

Eine bauliche Instandhaltung der Kapelle durch die Bewohner vor Ort war jedoch nie vereinbart worden. Das hatte für den Erhaltungszustand prekäre Folgen. Seit den 1820er Jahren wurde die Baufälligkeit der Kapelle beklagt. Doch erst 1837 erreichte Pastor Johann Lorenz Piper (1772-1860) durch mehrmalige Appelle an den Senat der Universität eine Begutachtung der Kapelle durch den „Bau-Inspektor“ Carl August Peter Menzel. Der bestätigte den prekären Bauzustand und empfahl anstelle der Renovierung des alten Fachwerkgebäudes die Neuerrichtung eines massiven Steinbaus.

              

Nach zähen Auseinandersetzung wegen der Kosten für die neue Kapelle und ihrer Lage, erfolgte im September 1841 die feierliche Grundsteinlegung. Die Alt Pansower leisteten die Vorarbeiten und legten das Fundament.

Die Backsteine lieferte die Ziegelei Voigt aus Eldena. Zierstein der Ziegelei Voigt aus Eldena in der Nähe des PortalsDie sonstigen Handwerker kamen fast ausschließlich aus Greifswald. Bereits im Dezember 1841 war fast der komplette Neubau samt Fenstern und vieler Holzteile abgeschlossen, wie eine Inschrift des Tischlermeisters auf der Rückenlehne der hintersten Bank verrät. 1842 waren auch die abschließenden Teile der Holzausstattung fertig. Am 4. Oktober 1842 vollzog Superintendent Dr. Christoph Ziemssen in der Erntedankfestwoche die feierliche Einweihung.

Die wesentliche Gestalt des äußeren Baukörpers hat sich bis heute erhalten. Menzel wollte eine ziegelsichtige Kapelle schaffen, die backsteingotisch tradierte Bauformen wiederholt und sich damit den Kirchen der Umgebung anpasst: „Der altdeutsche Styl wurde für dieses Gebäude gewählt, da alle größeren und kleineren Kirchen der ganzen Provinz Neu-Vor-Pommern in diesem Style erbaut sind.“

Wohl erst im frühen 20. Jahrhundert kamen die Filialtürmchen über den vier Ecklisenen hinzu. In den Rundöffnungen der Giebelwände saßen im 19. Jahrhundert formschöne viergeteilte Sprossenfenster, die mittels Zugbänder teilweise zu öffnen waren. Heute befinden sich dort schlichte kieferne Lamellenluken. Hinter dem Westgiebel befindet sich das Glockenjoch, das eine Bronzeglocke aus dem Jahre 1706 trägt. Sie hat einen Durchmesser von 30 cm und wurde sicher vom Vorgängerbau übernommen. Beide Giebelwände münden in Giebeltürmchen, die handgeschmiedete Kreuze tragen, deren Knöpfe ursprünglich vergoldet waren. 

      

Tür und Fenster mussten 2012 vollständig erneuert werden; die ursprünglich verbauten Fenster mit kleineren Rauten wurden jedoch 1937, die Eichentür von 1842 schon 1910 durch die heutige Form ersetzt.

Im Inneren ist der schlichte Backsteinfußboden und die hölzerne Originalausstattung fast vollständig erhalten. Letzteres, wie die Bänke, Altar und Kanzel, stammen aus der Werkstatt von Rudolf Friedrich – Betriebsnachfolger von Caspar David Friedrichs jüngerem Bruder Christian Friedrich (1779-1842). Die Bänke waren ursprünglich mit verschließbaren Mittelgangtüren versehen, von denen hier und da noch Haken vorhanden sind. Verloren ging die kunstvoll durchbrochene Altarschranke und das Patronats-, Provisor-, Küster- und Predigergestühl rechts und links des Altars.

Der heute mittig über dem Altar an der Ostwand angebrachte spätbarocke Auferstehungschristus (Christus Triumphator) stammt aus der Zeit um 1750. Er war jedoch 1842 noch nicht vorhanden. Woher er stammt und wann er in die Kapelle gebracht wurde, ist unklar. Das jetzige Altarkreuz ist eine Holzarbeit des 20. Jahrhunderts, auch die metallenen Altarleuchter sind nicht mehr die von 1842.

Die ursprüngliche Hauptfarbe des Innenraumes war gelbbräunlich („chamois“), die Holzteile waren „eichenholzfarbig“ gestrichen. 1937 mussten infolge eines Brandschadens durch Blitzeinschlag sämtliche Decken, Wände und Holzteile neu gestrichen werden, sie waren nun hell- bzw. dunkelgrau/braun.

Aufgrund der Sparauflagen von 1842 gab es an der Kapelle statische Probleme. Bereits 1913 wurden Decken- und Fenstersturzprobleme beklagt, die sich in den 1920er Jahren verstärkten. Die Mangelsituation und fehlende staatliche Unterstützung zu DDR-Zeiten verschlimmerten die Situation. Die rapide sinkenden Besucherzahlen führten dazu, dass 2000 die letzten regelmäßigen Gottesdienste endeten. Bis zu diesem Jahr waren die Giebelwände soweit auseinandergedriftet, dass sich Mauerrisse bis in den Sockelbereich hinabzogen. Fensterstürze waren defekt und der Fußboden senkte sich zu den Längsseiten hin um bis zu 15 Zentimeter ab.

        

Die entscheidende Hilfe brachte ein Notsicherungsprogramm der Landesdenkmalpflege 2010. Unter Einsatz von 93.000 € war im Frühjahr 2011 eine grundlegende Mauer-, Giebel- und Dachstuhlsanierung erreicht. Ab Herbst erarbeiten die Künstler Mechthilde Homberg aus Klein Zastrow, Jürgen Werner Ducks aus Trissow und Sil Zobel aus Alt Jargenow ein Konzept für die Neugestaltung des Innenraums sowie der raumprägenden Teile. Zielführend war dabei der Gedanke, durch die neue, deutlich hellere Farbgebung den vormals drückenden Gesamteindruck aufzubrechen. Die für die Neugestaltung notwendige Baulast trugen zahlreiche ortsverbundene Einzelspender und freiwillig engagierte Helfer. Insgesamt wurden für die Wiederherstellung des Innenraums etwa 13.000 € gespendet. Diese Mittel sicherten die professionellen Arbeiten an Fenster, Tür, Putz, Sockel, Elektrik und Treppenanlage. In Eigenleistung konnten die notwendige Fußbodennivellierung, die Ausbesserung des Gestühls, die Bemalung der Wände und das Anstreichen sämtlicher Holzteile bewerkstelligt werden.